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Südengland: Cornwall & Devon
Südengland: Schon lange wollte ich diese wunderschöne Ecke von Grossbritannien bereisen, doch jedes Mal bevor ich gebucht habe, liess ich mich von Argumenten wie Badeurlaub, Sonne und frische mediterrane Küche zu einem anderen Reiseziel verleiten. Dieses Mal aber nicht. Im Mai geht's nach Cornwall und Devon.
Südengland: Schon lange wollte ich diese wunderschöne Ecke von Grossbritannien bereisen, doch jedes Mal bevor ich gebucht habe, liess ich mich von Argumenten wie Badeurlaub, Sonne und frische mediterrane Küche zu einem anderen Reiseziel verleiten. Dieses Mal aber nicht. Im Mai geht’s nach Cornwall und Devon.
Frühzeitig und mutig organisiere ich Flüge und Leihwagen, als Allheilmittel gegen schlechtes Wetter gönne ich mir zum Schluss ein paar Shoppingtage in London. In der Region Südengland angeflogen werden folgende Flughäfen: Plymouth, Exeter oder Newquay. Trotz Rechtsverkehr entscheide ich mich für die vernünftige, aber langweilige Wagenkategorie: Einen Kleinwagen. Der passt dann auch zwischen Steinmauern, Botanik und Gegenverkehr.
Südengland ruft
Frühflug nach London, Auto abholen, Verkehrsregeln nochmal checken – es läuft. Erst mal weg von London, der Verkehr ist zum Glück harmlos. Irgendwann wird die Autobahn eher zur Bundesstrasse, und dann passiert es: Stonehenge liegt rechterhand der Strasse. Meine romantischen, mystischen Vorstellungen sind zerschmettert. Sollte ich jemals wie die Romanfigur Sassenach von Diana Gabaldon «durch die Steine» gehen wollen, dann sicherlich nicht hier!
Kurzer Tankstopp: Begeisterung über das Essensangebot plus Picknickplatz. Alles frisch und perfekt vorbereitet, warum gibt es das nicht in Deutschland?
Nahe dem Ziel werden die Strassen auf einmal sehr eng und alles ist soooooo grün. Das Navi lotst auf einen winzigen Weg, das kann nicht stimmen. Wenn hier was entgegenkommt … Oh, geht doch. Die Fahrweise der Briten ist wirklich «gentlemanlike».
Das Boutique Retreat hält, was es verspricht. Ruhig, modern und geschmackvoll eingerichtet, einfach perfekt. Schnell noch etwas zum Essen besorgen, den Sonnenuntergang geniessen und noch einen leckeren Cider. Yes! Strahlender Sonnenschein in Südengland! Wanderequipment, Regenschutz und Mütze sind für die nächsten Tage meine Begleiter.
Südenglands Küsten zu Fuß erkunden
Bei Porthcurno gibt es einen tollen Strand – der perfekte Start. Der Weg führt in Richtung Westen vorbei am berühmten Minack Theatre dem Coast Path folgend. Atemberaubend – marvellous! Unterwegs bietet ein charmantes Guesthouse selbstgebackenen Kuchen und natürlich Cream Tea (Scones, Rahm und leckere Erdbeermarmelade) an.
Nach fünf Stunden Bewegung reicht es erst mal und die Erkundung der Penzance-Halbinsel wird mit dem Auto fortgesetzt. Alles blüht, dieses Jahr hat die Blüte sehr spät eingesetzt. An der Küste ist es rosa, in den Wäldern lila, das Land ist gelb. Herrlich. Spätnachmittagssonne in St. Just mit einem Must: Die besten Fish & Chips vom frischen Kabeljau. Über die Küstenstrasse nach St. Ives, hier ist ja mal richtig was los. Die tollen Lichtverhältnisse lockten schon immer Künstler an, hier gibt es zahlreiche Galerien, unter anderem auch die Tate Gallery.
Stylisches Beachcafe am Porthmeor: Hier kann man den wagemutigen Surfern zusehen. Leckere Küche, die mit den Vorurteilen gegenüber der britischen Küche Schluss macht, danke, Jamie Oliver.
Auf der Lizard-Halbinsel
Am nächsten Tag wird die Lizard-Halbinsel erwandert. Es bläst eine kräftige Brise, selbst die Sonne schützt sich mit dicken Wolken. Der Wanderweg hat es in sich, so friert man wenigstens nicht. Ein Traumpfad vorbei an kleinen Dörfern, an der berühmten Lloyds Signalstation, an wunderschönen Herrenhäusern, teilweise zu B&Bs umgebaut. Ein Traumtag ohne Sonne, und trotzdem zaubert es mir ein Lächeln ins Gesicht. Hunger, also rein in das Ausflugscafe am Lizard Point. Und wieder: lecker, gesund und das Servicepersonal extrem freundlich.
Noch einige Kilometer zurück zum Auto. Der National Trust hat hier bewachte Parkplätze mit sanitären Einrichtungen. Allerdings ist ab 17:00 Uhr alles geschlossen. Also weiterlaufen in der Hoffnung, irgendwo ein stilles Örtchen zu finden. Ich schmolle und will nicht mehr. Und dann das: der Blick auf Kynance Cove. Wahnsinnig schön. Da muss ich runter. Die Müdigkeit ist weg, mein Pioniergeist erwacht. Unbeschreiblich, und auch noch Ebbe. Kein Mensch weit und breit. Im Reiseführer ist ein Bild von dieser Bucht mit unzähligen Menschen. Glück gehabt. Das kann man auch zum Wetter während der ganzen Zeit sagen. Schneller Wechsel aus Wolken, Regen und am Nachmittag immer Sonne. Ich bin bei allen Wanderungen trocken geblieben!
Gartentag: Glendurgan Garden und Trebah Garden liegen unmittelbar nebeneinander. Entscheidung für letzteren. Unglaublich. Der Garten ist ein zauberhafter, abwechslungsreicher Schluchtgarten, der an einer Bucht an der Mündung des Helford River endet. Der riesige Rhabarber ist unglaublich. Rückfahrt zum Dinner in Porthleven. Besonders empfehlenswert: Fisch im hippen Restaurant des Sternekochs Rick Stein oder eher asiatisch angehaucht und überraschend im Kota Restaurant.
Weiter geht es mit dem Küstensammeln: Strandwandern an der Nordküste, hier ist das Wetter gleich viel rauer. Godrevy, Gwithian, Hell ’s Mouth bei Cadgwith. Und zum abendlichen Picknick zurück an die Kynance Cove. Ein weiterer Wandertag auf der Penzance Halbinsel mit Endziel St. Michael’s Mount. Den besten Blick hat man vom Friedhof in Perranuthnoe. Nur die Sonne fehlt…
Auf nach Devon
Locationwechsel: Es geht weiter nach Devon in die Nähe des Dartmoor. Auf der Strecke bei St. Austell liegen die schönsten Gärten: die Lost Gardens of Heligan. Ein magischer Ort trotz der vielen Besucher. Hier kann man fast einen ganzen Tag verbringen.
Weiterfahrt zur Buckland Abbey. Hier werden wir die nächsten drei Tage im Ciderhouse wohnen. Die Pächter des bezaubernden B&Bs kümmern sich liebevoll. Ganze vier Suiten gibt es. Bertie kennt die Gourmet-Adressen der Umgebung und Bryony hat einen Preis für ihr Rhabarberkompott verdient.
Noch ein abendlicher Abstecher ins Dartmoor: Wer weiss, vielleicht gibt es ihn doch – den Hund von Baskerville. Vermutlich hat er ein liebevolles Heim bei Sherlock oder Dr. Watson gefunden. Dafür gibt es Schafe und wilde Pferde.
Auf dem Rückweg ein lustiger Pub-Besuch. Bekanntschaft mit zwei «locals»: einer zahnlos, der andere sehr angeschickert – verstanden habe ich gar nichts, und mich trotzdem bestens unterhalten.
Ausflug nach Liskeard, hier soll versteckt im Wald ein Wasserfall zu finden sein. Elfen, Trolle und sonstige Wesen könnten hier ein Zuhause haben. Unglaubliche Stimmung. Leichter Nebel bildet sich über dem Wasser und das Unterholz ist voller Bluebells.
Weiter geht’s zum Garden House, gehört auch zur Verwaltung der Buckland Abbey. Ein sehr charmanter kleiner Garten, noch relativ jung. Zwischen Regenschauer und Platzregen passt noch ein Cream Tea.
Very British: Kultur, Genuss und Geschichte
Heute hat es wirklich «liquid sunshine». Auf dem Weg ins Moor gibt es einen wunderschönen Regenbogen. Princetown mit dem alten Gefängnis wirkt eher düster, weiter nach Two bridges und Postbridge. Die alte Clapper Bridge soll aus dem 13. Jahrhundert stammen, mir gefällt die «neue» Brücke besser.
Lunchtime in Chagford. Hier gibt es wundervolle Pubs und kleine Lokale. Eine ehemalige Kapelle ist jetzt ein Obstladen. Wieder raus ins Moor, heute bläst wirklich eine steife Brise. Das Ciderhouse ist an diesem Nachmittag eine gemütliche Anlaufstelle, es wird leckerer Tee am offenen Kamin serviert und Bryony hat frischen Zitronenkuchen gebacken. Chillout Time.
Zeit für Geschichte: Besichtigung der Buckland Abbey. Hier wird ein echter Rembrandt präsentiert. Wow, das ist eine Überraschung! Das Selbstporträt wird noch nicht mal im Reiseführer erwähnt. Jeder Raum der Abbey wird von sehr charmanten freiwilligen Aufpassern betreut. Sobald man etwas wissen will, sprühen die älteren Herrschaften vor Wissen und Begeisterung. Das ist wirklich bezaubernd. Sehenswert sind auch der Küchengarten und die kleine Farm. Das Frühstücksei kommt direkt von hier. Die Sonne setzt sich gegen die bauschigen Wolken durch, das muss bei einer Abschiedswanderung ausgenutzt werden. Die Abendsonne scheint heute in Plymouth besonders schön, eine tolle Stadt. Hier müsste man noch mehr Zeit haben. Das Restaurant ist ein Tipp von Bertie und liegt in den Docks – das Rock Salt Café. Ein wundervoller Abschluss einer wundervollen Reise.
Abschied von Südengland
Ein letztes Frühstück inklusive legendären Rhabarberkompotts und Zeit, um ein Fazit zu ziehen. Südengland war einfach wunderbar. Jeden Tag haben mich die bezaubernden Menschen beeindruckt, man wird herzlich aufgenommen. Die grandiose Landschaft und die vielen Blümchen begeistern, selbst die Sprache ist blumig.
Die kulinarischen Erlebnisse haben mit den üblichen Vorurteilen gegenüber der britischen Kochkunst komplett aufgeräumt. Ein Garten ist schöner als der andere und es gibt davon sehr viele. Das Thema Romantik hat in Südengland überall Platz und nach zehn Tagen Roadmovie haben sich viele wundervolle Fotos angesammelt.
Die Rückfahrt über Exeter (faszinierende Stadt – unbedingt Zeit einplanen) nach London würde mir mit einem sanft brabbelnden Oldtimer noch mehr Spass machen. Dann würde ich ganz sicher wiederkommen.