Thanda Island: Paradies für 24 h

DESIGNREISEN-Geschäftsführerin Marion Aliabadi besuchte die Glücksinsel Thanda Island 30 Kilometer vor der Küste Tansanias – ein jadefarbener Farbklecks im Indischen Ozean mit nur einem einzigen Gebäude und sonst nichts als türkisfarbenem Wasser und puderweichem Sand. Was tut man, wenn man nichts tut? Wir begleiteten Aliabadi einen Tag lang.

DESIGNREISEN-Geschäftsführerin Marion Aliabadi besuchte die Glücksinsel Thanda Island 30 Kilometer vor der Küste Tansanias – ein jadefarbener Farbklecks im Indischen Ozean mit nur einem einzigen Gebäude und sonst nichts als türkisfarbenem Wasser und puderweichem Sand. Was tut man, wenn man nichts tut? Wir begleiteten Aliabadi einen Tag lang.

 

6.12 Uhr

Das Surren des Ventilators rüttelt mich aus dem Schlaf. Ich schlage die Augen auf. Durch die Fenster fallen die Strahlen der aufgehenden Sonne. Es gibt keinen Anblick wie diesen: Vor uns, hinter uns, um uns herum nichts als Wasser. Davor kündet perlweiß strahlend der Korallensand den neuen Tag an.

 

6.17 Uhr

Noch etwas schlaftrunken stolpere ich in den begehbaren Schrank, um meine Sportsachen zu suchen. Es gibt kaum einen Morgen, an dem ich nicht laufen gehe. Das soll auch auf der Glücksinsel nicht anders sein.

 

6.22 Uhr

Ich strecke meine Füße auf dem bunten Traumsofa auf meiner Terrasse aus. Ein leichter Windhauch weht von Meerseite durch die Palmblätter. Der Zimmerservice hat mir ein Glas Zitronenwasser und einen frischen Espresso auf die Terrasse gebracht. Während die anderen noch in den Federn liegen, sitze ich hier ohne auch nur eine Menschenseele zu sehen und genieße ein Panorama wie im Paradies: Palmen, Sand und Meer. Sonst nichts.

 

Kurz nach Sonnenaufgang der Blick von meiner Couch

 

6.35 Uhr

Das muss jetzt sein: Um den Tag gebührend zu beginnen,  mache ich einen Kopfstand. Im Jivamukti-Yoga ist der shirshasana nicht nur ein probates Mittel, um die Organe zu entlasten und die Gehirnzellen zu verjüngen, sondern schlichtweg auch, um am Morgen einen klaren Kopf zu bekommen.

 

6.42 Uhr

Ich messe das Eiland mit den Augen ab und beschließe, fünf Mal um die Insel zu laufen. Wer Thanda umrunden will, der geht den einen Kilometer in etwa zehn Minuten. Laufend brauche ich dafür kaum fünf. Was für ein Insel-Idyll in Miniatur!

 

6.49 Uhr

Es ist erst kurz vor sieben, doch das Wasser sieht schon verführerisch aus. Am liebsten würde ich gleich hineinspringen. Aber erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

 

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Inselbesichtigung: Man kommt aus dem Staunen nicht raus

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Märchen in Türkis und Weiß: Thanda-Chalets im ersten Tageslicht

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Türkis oder Marineblau: Die Entscheidung zwischen Meer und Pool fällt schwer

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Inselbesichtigung: Man kommt aus dem Staunen nicht raus

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Jeder Moment ein Traum: Morgendlicher Strandspaziergang

7.04 Uhr

Runde um Runde genieße ich diese Insel mehr. Und die Dinge, mit denen man sich auf ihr beschäftigt. Zu Hause im Park gilt es, anderen Menschen auszuweichen. Hier muss ich aufpassen, dass ich nicht einen der tausend Krebse unter meinen Füßen begrabe, die um diese Tageszeit den Strand bevölkern.

7.22 Uhr

Nach einer halben Stunde einsamer Bahnen im Türkis des Indischen Ozeans stelle mich unter die Freiluftdusche unseres Chalets und lasse das von der Nacht noch frische Wasser über meine Haut perlen. Was für ein Gefühl, wenn der Tag so beginnt!

 

8.02 Uhr

Mein Mann Robert wacht auf. Gemeinsam sitzen wir auf der Terrasse und gucken aufs Meer. Das Zimmerpersonal trägt erste Köstlichkeiten heran: Jogurt, Müsli, tropische Früchte. Das Frühstück vor dem Frühstück sozusagen.

 

8.58 Uhr

Elisa und Maki wackeln aus ihrem Chalet. Noch etwas verschlafen, aber schon auf den Beinen. Gemeinsam machen wir uns auf zum Frühstück. Zu viert haben wir die Insel ganz für uns alleine, denn genau das ist das Konzept von Besitzer Dan Olofsson, dem schwedischen Telekommunikations-Tycoon: Wer hierher kommt, der soll den Inseltraum nur für sich und seine Lieben haben.

 

9.00 Uhr

Auf der Terrasse des Restaurants empfängt uns Thanda-Managerin Antigoné mit solcher Herzlichkeit, dass wir das Gefühl haben, sie schon ewig zu kennen. Und was für ein Frühstück das dann ist: Alles, aber wirklich alles ist frisch, vom Frühstücksei bis zur Mango. Fast eine Stunde sitzen, reden, genießen wir. Dann zieht es uns wohin sonst auf einer Insel als: Ans Wasser.

 

9.57 Uhr

Trotz der geringen Größe Thandas hat man auf dem Eiland unzählige Möglichkeiten, die Zeit rumzubringen. Am Strand hat das Personal schon alles aufgebaut: Surfbretter, Wasserski, Wakeboards und Jetski. Und, wie sollte es anders sein: Unsere Männer können nicht von den Jetski lassen. Mehr sei dazu nicht gesagt: Erwachsene werden mit so einem Spielzeug schnell zu Kindern. Fast zwei Stunden vollbringen sie allerlei Kunststücke oder rauschen einfach nur in lang gezogenen Achten übers Wasser.

 

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Nicht typisch für’s Paradies, aber schnell: Jet-Ski

Thanda

Fast wie fliegen: Marion Aliabadi beinahe schwerelos

 

12.06 Uhr

Das einzige größere Gebäude auf Thanda ist die aus sahneweißen Holzplanken gezimmerte Luxus-Villa. Ich spaziere durch die Lobby. Die Einrichtung hat es in sich: Sie beherbergt einen Steinway-Flügel, eine exklusive Weinsammlung, den hauseigenen Humidor und ein 200.000-Dollar-Indoor-Aquarium. Das Design guckte sich Dan Olofsson übrigens in Massachusetts ab: Bei einem Besuch auf dem Anwesen der Kennedy-Familie in Hyannisport auf der legendären Halbinsel Cape Cod.

 

12.24 Uhr

Ich will es mir gerade auf einer der Liegen gemütlich machen, da kommen die anderen an. Ob wir nicht eine Runde Stand-up-Paddeln wollen? Ich lasse mich überreden. Nicht alle können das auf Anhieb. Maki braucht ein bisschen, um sein Gleichgewicht zu finden. Robert und ich haben einen Vorteil: Wir haben das schon bei unserem Aufenthalt auf Sumba Island im Südosten Indonesiens geübt. Anstrengend bleibt es.

 

13.34 Uhr

Nach derlei Betätigung kommt das Mittagessen gerade recht. Wieder sitzen wir auf der Terrasse der schneeweißen Villa. Über uns wippen die Palmwedel im Wind. Nichts kann die Ruhe stören. Es sind leichte Speisen, die sich auf dem Buffettisch türmen: Frisch gefangene Scampi, junger Lobster, frisches Gemüse, exotische Dips. Vor allem der Lobster hat es mir angetan. Ich bin kein ausgesprochener Lobster-Fan, aber selten habe ich einen so zarten und schmackhaften gegessen. Es gibt auch eine meiner Leibspeisen: Calamari Fritti.

 

Zum Anbeißen: Mein Leibgericht, nach Wunsch für mich zubereitet

Zum Anbeißen: Mein Leibgericht, nach Wunsch für mich zubereitet

 

14.32 Uhr

Zur Verdauung will ich es mir gerade auf eine der Liegen bequem machen, da winken mir die beiden Masseusen des Hauses freundlich zu. Auf dem Balkon gönne mir eine afrikanische Ganz-Körper-Massage. Und wie entspannend die dann ist: Das Rauschen der Wellen und das Rascheln der Palmwedel wiegen mich in den Schlaf.

 

Vier Hände für ein Halleluja: Ihre Massagen sorgen für Entspannung

Vier Hände für ein Halleluja: Ihre Massagen sorgen für Entspannung

 

15.35 Uhr

Das menschgemachte Highlight der Insel ist der riesige Glaspool. Wer einmal in dem völlig durchsichtigen Becken gepaddelt ist, der will hier nie wieder raus. Zehn Jahre hat es Dan Olofsson und seine Frau Christin gekostet, Thanda Island zu dem zu machen, was sie heute ist: Eines der exklusivsten Insel-Resorts der Welt. Der außergewöhnliche Pool steht dieser Insel wirklich perfekt zu Gesicht.

 

Thanda

Eintauchen und nie wieder rauswollen: Der Glaspool

Thanda

Einladung zum Eintauchen: Am Morgen liegt der Pool noch unberührt da

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Zusehen wie die Zeit verrinnt: Süßes Nichtstun im Pool

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Abkühlung mit Aussicht: Mehr Weitblick geht nicht

 

16.00 Uhr

Es gibt nicht viele Orte, die so abgeschieden sind – und die man mieten kann, denke ich mir, als ich es mir auf einer der Liegen gemütlich mache. Natürlich: Vor der ostafrikanischen Küste liegen so exklusive Inseln wie Mnemba Island bei Sansibar, North Island auf den Seychellen und Vamizi Island vor der Küste Mosambiks im Meer. Doch keine hat man ganz für sich alleine. Maximal zehn Personen plus Kinder kommen auf Thanda unter, und das für gerade mal 10000 US-Dollar die Nacht – ein Schnäppchen verglichen zum Beispiel mit mancher Villa an der Côte d’Azur.

 

16.24 Uhr

Meine Gedanken kreisen weiter um das Eiland. Das Erstaunliche an Thanda ist: Die Insel ist zu 100 Prozent selbstversorgend. Die Energie wird über Solar-Panele gewonnen, das Wasser durch Regenwassertanks und eine eigene Meerwasserentsalzungsanlage. Zudem engagiert sich der vielfach preisgekrönte Besitzer auch auf der acht Seemeilen entfernten Insel Mafia in diversen sozialen Projekten. Auch deswegen liegen mir Orte wie dieser so am Herzen: Weil sie nicht nur auf Profit aus sind, sondern auch dazu beitragen, den Menschen zu helfen und die Natur zu schützen.

 

16.42 Uhr

Ich döse vor mich hin. Über mir zwitschern zwei Gabelracken mit ihrem lila-bunten Gefieder in den Palmen. Ob sie ohne Aussicht auf Rückkehr irgendwann in dieses Paradies verschlagen wurden oder eines Tages wieder zum Festland fliegen? Ich weiß es nicht. Fest steht: Es sind Bilder von unvergesslicher Schönheit, die einen auf Thanda erwarten. Nicht nur an Land, sondern auch im Wasser, denn die Korallenriffe rund um die Insel sind die Heimat einer Vielzahl von Meerestieren. Im Türkis des Shungi Mbili Island-Meeresschutzgebiets leben nicht nur sämtliche Arten von tropischen Fischen, sondern auch Delfine, Dugongs und fünf verschiedene Arten Meeresschildkröten. Ab Oktober lassen sich kaum irgendwo anders im Indischen Ozean so gut Walhaie beobachten wie hier.

 

Thanda: Nur auf der Durchreise? Zwei Gabelracken in ihrem lilabunten Gefieder

Nur auf der Durchreise? Zwei Gabelracken in ihrem lilabunten Gefieder

 

17.30 Uhr

Um Punkt halb sechs legt ein Boot am Strand an. Augenblicke später begrüßt uns Thanda-Manager Pierre Delvaux mit den Worten: »It’s five-thirsty«, fünf-durstig – und zieht vier eisgekühlte Gläser und eine Flasche französischen Champagner aus dem Picknick-Korb. Wir fläzen auf den Liegen, nippen an den Gläsern und sehen zu, wie die Sonne quasi minütlich ihre Farbe ändert: von sanftgelb zu knallorange bis leuchtend rot. »Another shit day in paradise«, scherzt Delvaux. »Ein weiterer unangenehmer Tag im Paradies.«

 

Thanda

Wie unter Freunden: Managerin Antigoné kümmert sich liebevoll um ihre Gäste

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Five-thirsty, fünf-durstig: Zeit für ein eisgekühltes Glas Champagner

Thanda

Abendromatik auf Thanda: Tête-a-tête im Glaspool

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Chin-chin: Marion Aliabadi stößt auf ihr Paradies auf Zeit an

 

17.44 Uhr

Warum die zwei urkomischen Graupapageien, die jeden Vogel auf der Insel und auch die Menschen perfekt imitieren, ausgerechnet in einer Voliere untergebracht seien und nicht frei herumfliegen, frage ich Delvaux. Er habe vor einigen Wochen in Daressalam eine Kiste am Straßenrand gefunden, erzählt er mir. Als er sie öffnete, waren darin zwei Baby-Papageien, die wohl einem Tierhändler vom Laster gefallen seien. »In dem Käfig sind sie nur, um sich auf der Insel zu akklimatisieren«, sagt der Lodge-Manager. »Natürlich werden sie in Zukunft Teil von Thanda sein.« Freilebend, versteht sich.

 

18.04 Uhr

Wie eine Kupfermünze versinkt die Sonne jetzt im Meer. Wie schön es ist, einmal keine Menschen zu sehen außer denen, die einem am liebsten sind, das wird einem auf  einem Eiland wie Thanda ziemlich klar. Doch leider verfliegt die Zeit viel zu schnell.

 

20.00 Uhr

Zum Abendessen haben Antigoné und ihr Personal Feuer am Strand gemacht. Im Rund sitzen wir um die Flammen. Wenig später knacken wir frisch gegrillte Scampi und genießen das hausgemachte tansanische Curry. Dazu balanciert der Kellner eine Flasche eisgekühlten Sauvignon Blanc aus Südafrikas feinster Weinbauregion Stellenbosch an den Tisch. Was für eine Kombination!

 

20.34 Uhr

Die Sterne hängen jetzt wie Strass-Steine am Himmel. Ein Traum von einer Nacht. Wir sitzen noch noch eine halbe Ewigkeit unter dem Sternenhimmel, nippen an unseren Weingläsern und lachen. Erst gegen halb elf sacken wir in die bauschigen Decken unserer Betten.

 

Thanda: Unschlagbare Abendstimmung: Lagerfeuer unterm Sternenhimmel

Unschlagbare Abendstimmung: Lagerfeuer unterm Sternenhimmel

 

22.32 Uhr

Was ist also die Faszination einer solch einsamen Insel, frage ich mich, als ich erschöpft vom süßen Nichtstun dahindämmere. Es ist nicht nur die unglaubliche Abgeschiedenheit und auch nicht die paradiesische Schönheit der Insel allein, die uns Zivilisationsgeschädigte so fasziniert, sondern wie man das alles erlebt: Barfuß mit den Füßen im Sand und mit nichts und niemandem um einen herum, der etwas von einem will. Das ist wahrer Luxus.

 

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