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ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE
66 Tage, 18500 Kilometer, zehn Länder und fast 100 Flugstunden: Mit seinem Helikopter-Flug über Afrika hat sich Florian Wagner, Fotograf, Pilot und Abenteurer, nicht nur einen Traum erfüllt, sondern auch eine Mission. Mit seinen beeindruckenden Luftaufnahmen will der Oberammergauer zeigen, wie wichtig es ist, Afrikas bedeutendste Ressource zu schützen.
66 Tage, 18500 Kilometer, zehn Länder und fast 100 Flugstunden: Mit seinem Helikopter-Flug über Afrika hat sich Florian Wagner, Fotograf, Pilot und Abenteurer, nicht nur einen Traum erfüllt, sondern auch eine Mission. Mit seinen beeindruckenden Luftaufnahmen will der Oberammergauer zeigen, wie wichtig es ist, Afrikas bedeutendste Ressource zu schützen.
Es gibt Abenteuer, die wird man nie vergessen. Manche sind Lebensträume, die einen seit der Kindheit begleiten. Einmal von der Freiheitsstatue über New York blicken, einmal auf der Chinesischen Mauer stehen, einmal im Helikopter über Afrika fliegen. Florian Wagner, Fotograf, Abenteurer und Helikopterpilot aus Oberammergau, hat sich diesen Traum erfüllt. Wagner flog über Kapstadt, er schwebte über die Namib-Wüste, den Cubango-Fluss in Angola, das Okavango-Delta in Botswana und den Tanganjika-See in Tansania. Er frühstückte im Busch in der Serengeti, ritt durch Flüsse und kreiste über den türkisfarbenen Meerwasser-Lagunen des Bazaruto-Archipels in Mosambik.
Wagners erste Reise nach Afrika führte ihn vor vielen Jahren beruflich nach Botswana. Seitdem ließ ihn der Kontinent nicht mehr los. Mehr als zwei Jahrzehnte lang fotografierte er für renommierte Magazine wie den Stern, Focus, Playboy, GQ und National Geographic, wurde Leica-Markenbotschafter und machte den Pilotenschein. Dann, das war 2017, startete er die Planungen für sein bisher größtes Projekt: den Flug durch zehn afrikanische Länder.
Und keine Reise ohne ein Ziel. Mit seiner 18500 Kilometer langen Luftreise über Afrika wollte Wagner vor allem eins erreichen: mit beeindruckenden 360-Grad-Panoramafotos aus der Vogelperspektive ein Bewusstsein für den verantwortungsvollen Umgang mit Afrikas wichtigster Ressource schaffen. „Wir in Europa haben vergessen, wie wichtig Wasser ist“, sagt der Fotograf. „Wir drehen den Hahn auf und duschen so lange wir wollen. Die Menschen in Afrika wenden oft viele Stunden am Tag auf, nur um ein paar Liter Wasser zu holen.“ Wagners Ziel ist es nicht, mit erhobenem Zeigefinger Missstände aufzudecken, sondern mit positiven Bildern zum Thema Wasser aufzuzeigen, welchen Gefährdungen seine Quellen ausgesetzt sind. Das Ergebnis heißt „African Waters – ein Kontinent und sein Wasser aus der Vogelperspektive“ und ist seit einigen Tagen bei Terra Mater Books als opulenter Bildband erhältlich. Und warum ausgerechnet mit dem Helikopter? „Manche Geschichten kann man am besten erzählen, wenn man auffällt“, sagt der 52-Jährige. „Man erfasst die Weite des Landes, seine Schönheit und die Beziehung seiner Bewohner zum Wasser aus der Luft auf den ersten Blick.“
Wagner sitzt mit der süd-afrikanischen Fliegerlegende Slade Healy und Lebensgefährtin Regina Singelnstein, verantwortlich für die Organisation der Reise und die Bewegtbilder, im Cockpit, als die drei ihre Tour Mitte Mai 2018 in Johannesburg, starten. „Es war eine logistische Herausforderung, eine solche Tour zu planen“, erinnert sich Wagner. „Das Einreiseprozedere in Ländern wie Angola ist im Vorfeld nur schwer einzuschätzen. Zudem ist es ungemein schwierig, die Sprit-Versorgung zu planen. Helikopter verirren sich in einige Teile Afrikas nur selten.“ Deswegen hatte Wagner auch 20000 US-Dollar in bar dabei. „Weil wir Kerosin, Landegebühren und Flugpläne oft nur in bar bezahlen konnten.“
Und auf Wagner warteten viele Abenteuer. „Einmal“, erinnert sich der Fotograf, „einmal mussten wir notlanden und einen Tag lang auf den Mechaniker warten.“ Merkwürdige Geräusche am Helikopter gepaart mit dem plötzlichem Leistungsverlust der Turbine zwangen die Reisegruppe an der Wildcoast in Südafrika, den Helikopter zu landen. Spontan schlugen die drei ihr Camp in der Nähe eines Dorfes auf, in dem sie auch Wasser holten. Erst nachdem das defekte Entlüftungsventil tags darauf von einem eigens eingeflogenen Mechaniker wieder instandgesetzt worden war, setzten sie ihre Reise fort. Die Reise führte die Gruppe zu einigen der schönsten Orte Afrikas: Von Johannesburg steuerten Wagner und Healy den Helikopter über Kapstadt nach Windhoek in Namibia und von dort weiter über Angola, das Okavango-Delta in Botswana, die Viktoriafälle an der Grenze von Sambia und Simbabwe, den Malawi-See und Ruanda an den Tanganjika-See in Tansania. Über die Serengeti und den Kilimandscharo ging es nach fast zwei Monaten entlang der Küste Mosambiks zurück nach Johannesburg.
Das Thema Wasser begegnete Wagner dabei allenthalben. In Kapstadt erlebte er die schlimmste Trockenphase seit mehr als 110 Jahren. Das Absinken des Grundwasserspiegels unter der Vier Millionen-Stadt hatte durch das Ausbleiben der Winterregen in drei Jahren in Folge zu extremer Wasserknappheit geführt. In Namibia, das als trinkwasserärmstes Land des subsaharischen Afrika gilt, machte Wagner Luftaufnahmen der Namib-Wüste, in der mancherorts 15 Jahre kein Regen fällt, und in Angola erfuhr er, warum die Flüsse Cubango und Cuito durch mehrere geplante Wasserprojekte in Gefahr sind. Das Problem dabei: Beide versorgen nicht nur Angola mit Wasser, sondern auch die Nachbarländer Namibia und Botswana.
Mit diesem Gedanken im Kopf flog Wagner vom Süden Angolas in Richtung Okavango-Delta. Schon lange faszinierte den Fotografen das endlose Labyrinth aus Inseln und Lagunen, in dem sich eine grandiose Tierwelt angesiedelt hat. Seine erste Safari brachte ihn vor Jahren für einen Fotoauftrag ganz in die Nähe seines heutigen Ziels, das Macatoo Camp im Südwesten des Deltas. Jetzt ist es seine Suche nach Wasser, die ihn an den unvergesslichen Ort zurückbringt. Schon der Anflug ist spektakulär: Elefanten, Büffel, Giraffen und Antilopen fotografiert Wagner aus dem Helikopter. „Noch nie habe ich aus der Luft eine so faszinierende Landschaft erleben dürfen“, schreibt der Fotograf in seinem Buch. „Ohne Türen fliegen wir dicht über dem sich schlängelnden Fluss und empfinden dabei ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit.“ Doch das Delta hat ein Problem: Mit mehr als 15000 Quadratkilometern gehört es zwar zu den größten und tierreichsten Feuchtgebieten der Erde. Durch die Projekte in den Nachbarländern Angola und Namibia ist das Unesco-Welterbe jedoch bedroht.
Im Macatoo Camp lernt Wagner John Sobey kennen. Seit mehr als zwölf Jahren führt er das Camp, das für seine spektakulären Reitsafaris bekannt ist. Auf ihren Touren zu Pferd und per Boot werden Wagner und Sobey Zeugen von massiven Veränderungen, die den sensiblen Lebensraum bedrohen, denn das Wasser im Delta wird jedes Jahr weniger. Im namibischen Andara unweit der Grenze zu Botswana gibt der Okavango bereits einen Teil seines Wassers an ein Turbinen-Wasserwerk ab. Die Projekte in Angola könnten dem Okavango-Delta mittelfristig noch stärker schaden. „Wenn nicht mehr genug Wasser ins Delta fließt, wird es dieses Ökosystem bald nicht mehr geben“, warnt Sobey.
Das Wasser gibt Wagners Route vor. Eines der Lieblingsprojekte des Oberammergauers besucht er Wochen später am Tanganjika-See, nachdem er die Viktoriafälle des Sambesi, Malawi und die grünen Hügel Ruandas überflogen hat. Afrikas zweitgrößter See ist ein See der Superlative. Mit einer Fläche von 32893 Quadratkilometern und einer Tiefe von bis zu 1470 Metern besitzt er das größte Süßwasservorkommen Afrikas und das zweitgrößte der Erde. 17 Prozent aller weltweiten Süßwasservorräte lagern hier.
Doch auch er ist in Gefahr. 2017 wurde der See von der internationalen Stiftung Global Nature Fund (GNF) zum „Bedrohten See des Jahres“ ernannt. Der Hauptgrund für die Gefährdung: Zehn Millionen Menschen leben inzwischen an seinen fast 2000 Kilometer langen Gestaden. Die wachsende Bevölkerung hat nicht nur zu einer starken Verschmutzung der Ufer, sondern auch zur Überfischung des Sees beigetragen, denn Fisch ist die einzige Eiweißquelle für die Menschen am See.
Chris Horsefall, ein Bekannter Wagners, der zusammen mit seiner Frau seit Jahren die Lakeshore Lodge betreibt, hat eine ebenso einfache wie günstige Methode entwickelt, um den See zu schützen. Horsefalls Micro-Fischzucht-Farm ermöglicht es Einheimischen, Tilapia-Fische selbst zu züchten. Und das auf denkbar einfache Weise: Die Fischfarm besteht aus nicht viel mehr als einem 1000-Liter-Plastiktank. Eine solarbetriebene Pumpe pumpt Seewasser in die Tanks, eine ebenfalls solarbetriebene Lampe lockt nachts Moskitos an, die über eine Fliegenfalle in das Wasser gelangen und so als Futter dienen. „Alternative Fischzuchtmöglichkeiten wie diese nehmen den Druck vom See und schaffen eine neue Lebensgrundlage für seine Bewohner“, ist sich Horsefall sicher.
Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin und Buschpilot Healy besucht Wagner zahlreiche weitere Orte in Ostafrika. Am Natronsee in Tansania macht der Fotograf einen seiner Top-Shots, wie es in der Fotografen-Sprache heißt. „Wir waren früh morgens mit drei Massai unterwegs“, erzählt Wagner. „Eigentlich war das Wetter zu schlecht für einen Flug, aber um den jungen Kriegern ihren innig gehegten Wunsch zu erfüllen, starteten wir trotz starker Bewölkung.“ Und Wagner und die Massai wurden belohnt: Als um kurz nach sieben plötzlich die Sonne durch die Wolken brach und den heiligen Berg Ol Doinyo Lengai aus der Waagrechten beleuchtete, war Wagners Lieblingsfoto perfekt. Über die Serengeti und den Kilimandscharo folgen Wagner, Healy und Singelnstein nach fast 60 Tagen dem Indischen Ozean entlang der Küste Mosambiks zurück nach Südafrika. Eine der letzten Stationen der Reise präsentiert den Dreien das Element Wasser noch einmal in seiner schönsten Form. 30 Atolle reihen sich auf einer Länge von 200 Kilometern von der Grenze Tansanias bis nach Pemba in Mosambik wie in einem Bilderbuch aneinander. Weiter südlich überfliegen sie den Bazaruto-Archipel. Die Natur erscheint hier wie ein Kunstwerk, erschaffen aus unendlichen Mengen an feinstem Sand und glasklarem Wasser. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen, nur einige Fischerboote schaukeln im Türkis.
„Ohne Wasser gäbe es kein Leben. Nur ein nachhaltiger Umgang damit kann eine langfristige Versorgung mit sauberem Wasser sicherstellen, die für Mensch, Tier und Natur gleichermaßen lebensnotwendig ist“, sagt Wagner. Mit seinem Bildband, so wünscht sich der Fotograf, möchte er einen kleinen Teil dazu beizutragen. „Denn es liegt an uns, dieses wertvolle Geschenk der Natur zu schützen und nachhaltig zu bewahren.“
Weitere Informationen und Eindrücke finden Sie auf designreisen.de:
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